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05.01.2023

Cornelia Fischer realisiert Zahnlabor für mittellose Waisen

Wo liegt eigentlich Mundulundulu? Cornelia Fischer, engagierte Zahntechnikerin, hätte diese Frage vor drei Jahren auch nicht beantworten können. Inzwischen weiß sie nicht nur, dass dieses Mundulundulu in Sambia liegt, sondern sie kennt sich dort bestens aus. Im Juni 2019 fing alles an. In dem Jahr flog Cornelia Fischer mit „Zahnärzte ohne Grenzen“ nach Sambia, um in ärmsten Gegenden absolut nötige zahnmedizinische Versorgung anzubieten.
Als Zahntechnikerin verbringt sie einige Tage in einem kleinen zahntechnischen Labor des Hospitals in Siavonga und fertigt Zahnersatz, da aber Zahnarzt Dr. Ingo Bolg ein Mitstreiter ausgefallen ist, arbeitet sie nicht nur in ihrem Metier, sondern assistiert dem Zahnarzt auch. „Das war total interessant,“ erinnert sie sich, „so kam ich in mehrere Zahnstationen in verschiedenen Orten und erhielt einen Einblick in die dortigen Verhältnisse.“ Und bei ihrer Arbeit im Labor kommt ihr die Idee: „Wie wäre es, für Einheimische hier im Land Arbeitsplätze in der Zahntechnik zu schaffen? Notwendig wäre dazu der Aufbau eines Labors, das vielleicht durch Spenden aus Deutschland finanziert werden könnte.“
Die Idee lässt Cornelia Fischer nicht mehr los. Wieder zuhause in Deutschland packt sie ihre Idee an und beginnt Spenden dafür sammeln. Bald schon hat sie durch großzügige Unterstützung von zahntechnischen Laboren, internationalen Dentalfirmen, Wohltätigkeitsvereinen und weiteren Unternehmen Geld und Gerätschaften zusammen -, aber da kommt Corona dazwischen. So wird es Frühjahr 2022, bis es endlich so weit ist und sie wieder nach Sambia fliegen kann. Im Flughafen trifft sie auf Mitstreiter aus dem Verein „German Dental Charity“, die sie noch nicht wirklich kennt. Diese haben an ihre Idee geglaubt und dafür gesorgt, dass alle Sachspenden sicher in Sambia ankommen. Vor dem Treffen wird Cornelia Fischer unsicher: Ist es wirklich eine gute Idee, mit vier Zahnärzten, einer Köchin, einem Diplomingenieur und einem Schlosser ein Labor aufzubauen. Als sie den Mitstreitern aber begegnet, zerstreuen sich diese Bedenken. „Ich war sicher, wir schaffen das“, erinnert sie sich.
In Sambia ging es zunächst nach Lusaka, dort traf sie auf den Deutschen Hermann Striedl, der vor vierzig Jahren dorthin ausgewandert war. Es ging weiter nach Chilanga, einer Stadt mit etwas mehr als 11000 Einwohnern. Sie hat als einzige medizinische Einrichtung ein Hospital, dazu gehört auch eine Zahnarztstation. Siquelile Sibanda, ein einheimischer, junger und engagierter Zahntechniker, begrüßte alle freudestrahlend, Cornelia Fischer machte eine Bestandsaufnahme und gab eine Einführung in den Gebrauch der Geräte. Durch das Engagement Fischers, Striedls und „German Dental Charity“ entstand auf dem Gelände neben der Zahnarztstation, die schon bestand, das zahntechnische Labor.
Aber Dank der großzügigen Unterstützung, neben den bereits genannten Unterstützern auch von den Kiwanis und dem Lions Club Achern, ging Fischers Idee dahin weiter, ein weiteres Labor als Lehrwerkstatt aufzubauen, das vor allem Mädchen zu einer Ausbildung verhelfen soll. Dabei spielte wieder Hermann Striedl eine Rolle, denn er überließ dafür ein Haus auf seinem Gelände in Mundulundulu am Kariba-Stausee, rund fünf Stunden von Chilanga entfernt. Glückliche Fügung: Das Haus liegt in der Nähe zu einer Mädchenschule, die Waisenkinder aufnimmt. Das dortige Schulkonzept ist einzigartig, realisiert von dem deutschen Pater Helmut Reutter. Er nimmt in dieser Schule sowohl Waisenkinder als auch Kinder wohlhabender Familien auf und die reichen Familien bezahlen die Schulgebühr für die Waisen mit. Manche Waisen bekommen durch die Kontakte zu den Wohlhabenden nach der Schule die Chance auf einen Arbeitsplatz in den Firmen der begüterten Schuleltern, andere aber wissen nicht, wie es nach der Schule weitergeht.
Diesen hilft nun Cornelia Fischers Idee vom Dentallabor in Mundulundulu. Dort sollen die mittellosen Waisen ausgebildet werden, als Lehrer ist ein Techniker vorgesehen, der eine von der Regierung attestierte Ausbildung hat. Weitere Unterstützung kommt von außen von einem Zahntechniker aus Österreich, der für mehrere Monate nach Sambia reisen wird. Darüber hinaus sollen über „Zahnärzte ohne Grenzen“ regelmäßig Zahnärzte und Zahntechniker die Kompetenz des ansässigen Lehrers wie seiner Schülerinnen verbessern.
Cornelia Fischer ist glücklich, dass alles so gut verlaufen ist, und sie kam reich an Erkenntnissen aus Afrika wieder nach Hause. Zu diesen gehörte neben der bitteren Notwendigkeit, für junge afrikanische Frauen Berufs- und Lebensperspektiven zu schaffen, auch: „Geist schafft Materie, dieser Plancksche Grundsatz stimmt. Wie durch Zauberhand gehen Türen auf, wenn man eine Idee hat, die begeistert.“ Cornelia Fischer geht es nun darum, ein Sponsorship, eine Patenschaft für die zahntechnische Hilfe in Sambia aufzubauen. Kontaktadresse: Cornelia Fischer, Tel (0151)20174861. Spenden Konto GER.D Charity e. V., Verwendungszweck: Sambia IBAN: DE30 8004 0000 0472 4928 00, BIC. COBADEFFXXX; Infos unter: www.german-dental-charity.de

Aufbau des ersten Lehrlabors für Mädchen in Mundulundulu. Von links: Sam und Elliot, Dieter Baum, Bernd Bakendorf, Manka, Cornelia Fischer, Dr. Marco Mathys, Emily Striedl, Dr. Thomas Baum. 

Aufbau des ersten Lehrlabors für Mädchen in Mundulundulu. Von links: Emily Striedl, Bernd Bakendorf, Cornelia Fischer, Dr. Marco Mathys, Dieter Baum, Dr. Thomas Baum, Manka, Elliot und Sam.

Text: Berthold Gallinat

 

Fotos: Cornelia Fischer